„Wir wollen doch nur spielen“, sagten sie.
„Ich auch“, sagte die kühle Schönheit.
Dann glitten sie hinein
und gingen mit allen Strategien baden. ?
Masken fürs richtige Leben
„Hey, was machen wir hier eigentlich?“, sagte der Pinsel zur Hand.
„Siehste doch. Wir bereiten das Kind aufs richtige Leben vor.“
„Wie bitte? Du meinst wohl auf irgend ’ne Rolle.“
„Sag ich doch.“
„Kapier ich nicht. Schminke und Verkleidung haben doch nichts mit dem richtigen Leben zu tun.“
„Klar doch. Sag mir nicht, du hättest schon mal einen gesehen, der sich in jeder Lebenssituation treu ist und nie ’ne Rolle spielt.“
„Doch, garantiert.“
„Okay, aber dann hast du ihn ganz sicher für weltfremd oder geisteskrank gehalten.“ ??
Verzieh dich!
„Wenn du dich nicht auf der Stelle verziehst, kriegstes mit meiner Zunge zu tun“, sagte die Kuh zur Fliege.
„Glaub ich nicht“, sagte die Fliege. „Die und ich, wir kennen uns doch schon ewig.“
„Eben drum. Dann kannste dir ja vorstellen, was dir blüht.“
„Hör mal zu, du Kuh, deine Zunge und ich, wir sind Feinde. Und was kluge Feinde sind, die machen immer hübsch ’nen Bogen um den andern. Freunde kriegen so viel Toleranz nur schwer gebacken.“ ?
Einer holt euch da runter
„Glaubt nicht, dass ihr da ewig herumflattern könnt“, sagten die Schmetterlinge im Bauch zu den Tüchern an der Leine. „Irgendwann holt euch da einer runter. Da hat’s unsereins besser: Selbst wenn wir uns längst verzogen haben, flattern wir in den Erinnerungen immer weiter und weiter.“ ?
Eiserne Feuersangst
„Du bist mir nicht ganz geheuer“, sagte das Eisen zur Glut.
„Wieso denn das?“
„Bei dir werde ich ganz weich. Ich spür’s schon. Und schließlich verbiegst du mich noch.“
„Na und? Es gibt doch wirklich Schlimmeres.“
„Ich wüsste nicht was.“
„Zum Beispiel Typen, die alles kalt lässt.“
Schattengesellschaft
„Was sind das für Leute, die da bei dir im Schatten stehen?“, fragte die Sonne den Sonnenschirm.
„Das sind die, für die es auf der Sonnenseite nicht weiter ging.“
„Auf die Dauer wird es denen bei dir aber zu kühl und zu dunkel.“
„Theoretisch ja, praktisch nein. Hier gehen ihnen nämlich ein paar wärmende Lichter auf.“
„Wie das?“
„Bei mir entdecken Sie ihre Freunde.“
„Und wer sind die?“
„Die, die auch im Schatten bei ihnen bleiben.“ ?
Bin dir so verbunden
„Ich bin dir so verbunden“, sagte die linke Tür zur rechten.
„Bist du dir sicher?“
„Klar, und wie.“
„Dann kannste mich ja auch loslassen.“
„Loslassen? Du hast wohl nicht alle Tassen im Schrank.“
„Kann sein, aber dann wäre auch ich mir sicher.“ ??
Du und der Himmel
„Boah, ist das hier schön“, sagte das schwarze Schaf zum weißen, „fast wie im Himmel.“ „Du nun wieder. Aber ist ja klar, dass du sowas sagst.“
„Wieso?“
„Weil du nur ans Fressen denkst.“
„Dir schmeckt es doch auch.“
„Aber Typen wie du fressen unsereins die schönsten Weiden leer.“
„Was für Typen?“
„Typen, die anders sind. Guck dich doch mal an.“
„Hast recht, wenn ich uns so anschaue, muss ich immer an den Himmel denken.“
„Bist du bekloppt?“
„Nein, überleg doch mal. Da ist Multikulti doch total normal.“ ?
Brauchte mal Abstand
„Und ich dachte immer, du brauchst Abstand.“
„Brauchte ich auch.“
„Wieso eigentlich?“
„Weil ich dann mehr sehe.“
„Und was haste gesehen, als du so weit weg warst?“
„Unsere Nähe.“
„Aha. – Und jetzt, wo du total nah bei mir bist?“
„Jetzt sehe ich noch Schöneres.“
„Was denn?“
„Dass ich groß bin. Mit dir bin ich gewachsen. Fühle mich schon richtig riesig.“
„Wie denn das?“
„Durch deine Nähe. Die gibt mir Abstand zu mir selbst. Und mit so ’nem Abstand sehe ich nicht nur mich. Ich sehe uns.“ ??
Undercover unterwegs
„Guck mal, da unten quetschen sich wieder unzählige Touris durchs Mittelschiff“, sagte das linke Kathedralfenster zum rechten. „Da ist echt der Teufel los.“
„Schade, dass man nie sagen kann, Gott sei los, sagte das rechte Fenster.“
„Kannste ja, wird dir von denen da unten aber kaum einer glauben, weil die meisten nix davon merken.“
„Wieso, meinste, der ist undercover unterwegs?“
„Kann man so sagen. Aber wenn du dir die Leute da unten mal ganz genau anschaust, wirste ihn erkennen. Er steckt drin. In ihnen.“ ?