
Mit weißem Himmelsstaub
bedeckt der Winter
Bäume, Felder, Dächer,
reicht dem Jahr
das Nachtgewand,
will uns führn
zur Traumesstille,
aus der hellwach wir schaun
auf das,
was kommen mag.
Buchautor und Journalist. Jury-Mitglied der Literaten-Vereinigung "Gruppe 48".
Mit weißem Himmelsstaub
bedeckt der Winter
Bäume, Felder, Dächer,
reicht dem Jahr
das Nachtgewand,
will uns führn
zur Traumesstille,
aus der hellwach wir schaun
auf das,
was kommen mag.
Alles still,
wie lahmgelegt,
und doch
von Stillstand keine Spur.
Silbergrau gewandet
feiern Zweige,
Äste, Halme winterfestlich leis
das Innehalten.
Vom Sommerkleid befreit,
sind sie bereit,
des Frostes weißes Raugewand zu tragen.
Beim Walzer
klirrend kalter Zeit
sich wiegend,
erspüren sie im Miteinander
der Sonne Weg
vom Ich zum Du.
Wie sehr du dich
verändert hast,
mein Winterfarn,
du, den das Licht
verlassen.
Schau suchend dich an,
doch mein Ideal,
das einst ich in dir sah,
finde ich nicht
und frage mich,
ob du noch sein kannst,
was so lange
du mir warst.
Vom Sommer verlassen,
du und ich,
erschrickt mich
mein frostig suchendes Sein.
Vereiste Augen
tasten frierend dich ab,
erspüren sie wieder,
die vertraute Gestalt,
die so oft schon
mich tauen ließ.
Nun find ich
im Schmelzwasser
meines Blicks
dich wieder,
dich, mein Ideal,
im winterlichen
Festgewand.
Fühl manchmal mich
wie schockgefrorn,
wenn Worte eisig
in mich stechen.
Suche im Gesicht,
das sie gebar,
den Menschen,
den ich glaubt zu kennen,
doch finde seine Fratze nur.
Schockgefrorn kann nur noch
Rache in mir fließen,
bis kälteste Gedanken
in mir taun.
Sehe sie
im Schmelzwasser verrinnen
und erkenne
im Spiegel seiner Wellen den,
der gleichsam kalt sich zeigt,
dann,
wenn er’s nicht wagt,
die Wärme, die er hat,
zu geben.
Wie anders du doch bist,
du alter Baum,
so anders als ich.
Weichst nie aus,
stehst waldgöttlich da,
wie einer,
der schon immer
dort gewesen.
Bist Souverän
in deiner Welt,
die meine atmen lässt.
Bist manchem im Weg,
aber immer zur Stelle,
bist Konfrontation
auf geradem Weg
zum Ziel,
ein Wegweiser,
der ohne ein Wort
mir sagt,
dass so manch Konfrontation,
die ich meide,
mehr Feigheit
als Großmut ist.
Alles still,
wie lahmgelegt,
und doch
von Stillstand keine Spur.
Silbergrau gewandet
feiern Zweige,
Äste, Halme winterfestlich leis
das Innehalten.
Vom Sommerkleid befreit,
sind sie bereit,
des Frostes weißes Raugewand zu tragen.
Beim Walzer
klirrend kalter Zeit
sich wiegend,
erspüren sie im Miteinander
der Sonne Weg
vom Ich zum Du.
Für den Sprung
ins kalte Wasser
nie geschaffen
und doch mittendrin.
Schleichend, ganz sanft,
kam einst der Fluss daher,
streichelte
dürstende Erlen, Birken, Eichen
mit feuchtem Kuss,
bis trunken sie im Sumpf
zu schwimmen lernten,
bis aufrechte Säulenwesen
demütig sich neigten,
ihre Wurzeln im Meer
nie gesehner Möglichkeiten
zusammen ankernd
die Hände reichten.
Alles still,
wie lahmgelegt,
und doch von Stillstand keine Spur.
Silbergrau gewandet
feiern Zweige, Äste, Halme
winterfestlich leis das Innehalten.
Vom Sommerkleid befreit, sind sie bereit,
des Frostes weißes Raugewand zu tragen.
Beim Walzer klirrend kalter Zeit sich wiegend,
erspüren sie im Miteinander
der Sonne Weg vom Ich zum Du.
Er ahnt nicht,
was in ihr steckt,
atmet nicht ihren Duft,
den sie knospenmüd
in sich verschließt.
Ahnungslos
lässt sich der Winter
auf ihr nieder,
feiert die Zeit
mit kristallnem Schmuck,
bis unter ihm
keimgrün neues Leben sich reckt
und froststarrer Schmuck
frühlingswarm schmilzt.
„Hey, was hast du denn vor?“ fragte der Baum.
„Ich muss da rein.“
„Biste ja schon. Ohne mich zu fragen.“
„Wieso fragen? Auf mich wirktest du total offen. Da dachte ich, du hättest bestimmt Platz für so ’n kleines Geheimnis.“
„Was denn für ’n Geheimnis?“
„Für mich. Keiner darf mich finden, und ich will keinen mehr sehen.“
„Haste was verbrochen?“
„Ne, noch nie.“
„Versteh ich nicht“, sagte der Baum.
„Ja, guck dir doch mal die Welt an. Alles voll von Verbrechern. Da kriegt man doch Angst. Du etwa nicht?“
„Bisher nicht.“
„Boah, du hast Nerven.“
„Ich glaube, ich hab hier oben nur `ne bessere Aussicht.“
„Was siehste denn da?“
„Ganz viel Gutes. Typen wie dich zum Beispiel. Wenn die nicht mehr da sind, kriege ich auch Angst. Vielleicht.“