Könnt ich doch sein
wie die Bäume,
sein ohne Wortgetös,
das souflierender Stille
die Sprache nimmt.
Dann könnt ich
beredter Lautlosigkeit lauschen,
sie atmen hörn,
bis eigne Gedanken
leis erklingen,
der Zeit die Grenzen sprengen.
Dann könnt
mein Denken wachsen
wie der Sonne Strahlen,
die die Erde küssen,
wie die mächtigen Äste
der Bäume.
Aus mir heraus,
hin zu dir.
Des Winters goldner Atem
Des Winters goldner Atem
haucht der Erde Stille ein,
durchschleicht die Landschaft,
küsst in leisem Tanz
frostmüde Zweige wach,
bereitet der Natur die Bühne,
die unsre Herzen sehen lässt,
was Leben ist.
Jeden Tag dasselbe
„Ich versteh die nicht“, sagte die Sonne.
„Wen verstehste nicht?“, fragte die Wolke.
„Die da unten. Ist doch jeden Tag dasselbe: Sobald ich ’n Abgang mache, stehn sie da, sagen nichts mehr, staunen nur noch.“
„Freu dich doch“, sagte die Wolke, „das schafft nicht jeder.“
„Was, gesehen zu werden?“
„Nein, die da unten so zum Staunen zu bringen, dass es ihnen die Sprache verschlägt.“
„Ja gut, aber was haben sie davon?“
„Dich wortlos bestaunend entdecken sie eine neue, ganz stille Sprache: die ihrer Menschlichkeit.“ ??
Weil’s so schwer unter einen Hut passt
Man könnte ja mal versuchen, ein so großes Ding auf etwas artfremde Weise zu nutzen. Zum Beispiel, um Dinge unter einen Hut zu bringen, die manchmal unter keinen gewöhnlichen passen. Ich denke da an Ehrlichkeit und Höflichkeit. Eventuell müsste man beide nur ein wenig aufweichen. Wenn’s klappt, wäre das wahrscheinlich die Quadratur des Kreises, und dann würde so ein Sonnenhut so ziemlich jede große Leuchte in den Schatten stellen. ??
Vom Licht beschenkt
Wie schon ewig Angekommene
stehen sie da, bleiben wo sie sind,
fühlen sich vom Licht beschenkt,
das der Tag ihnen bringt,
stehen denen Spalier, „Vom Licht beschenkt“ weiterlesen
Das strahlende Jetzt
Aufrecht stehen sie da,
ein Fichtenleben lang.
Wie Wesen,
die nicht
voneinander lassen mögen,
bleiben sie, wo sie sind, eng beieinander.
Und wütet der Wind,
„Das strahlende Jetzt“ weiterlesen
Entdeckung
Weitblick
sieht anders aus.
Schlechte Sicht
pfercht meine Sinne ein,
Ich kann nicht anderes,
als anzusehen was ist,
zu betrachten,
was greifbar
vor mir liegt,
und entdecke
den Zauber des Jetzt.
© Andreas Klaene
Herbstnackt
Wie einsam Wartende
stehen sie da
mit herbstnackten Zweigen,
schenken der Weite
fröstelnde Gesellschaft,
sehen dem Tag hinterher, „Herbstnackt“ weiterlesen
Das Feld schläft
Das Feld schläft,
ruht lautlos
unter seiner weißen Decke.
Der Himmel
hält mit goldenem Auge Wacht,
und die Wildgänse
rufen leis ihr Fernweh
in unsere Träume hinein.
Andreas Klaene
Nun hat sie ihn für sich
Keiner mehr da.
Alle sind ihr entwichen,
in kühle Räume entschwunden.
Nun hat sie ihn für sich,
die Mittagssonne,
breitet sich flirrend über ihm aus.
Und wenn sie geht,
ist’s für den Dorfplatz,
als bliebe etwas von ihr bei ihm.
Als machte sie sich noch immer
mit ihrem glühenden Leib
auf ihm zu schaffen.
Andreas Klaene