Das Jahr geht müde schlafen

Nun ist’s soweit,
das Jahr geht müde schlafen, 
nimmt unerfüllte Träume 
in finstre Nächte mit, 
damit sie 
vom weihnachtlichen Licht geweckt 
als Hoffnungsstern erstrahlen, 
der durchs neue Jahr 
dich lenkt.

Waldgöttlich

Wie anders du doch bist,
du alter Baum, 
so anders als ich.
Weichst nie aus,
stehst waldgöttlich da,
wie einer,
der schon immer 
dort gewesen. 
Bist Souverän 
in deiner Welt, 
die meine atmen lässt.
Bist manchem im Weg, 
aber immer zur Stelle,
bist Konfrontation 
auf geradem Weg 
zum Ziel,
ein Wegweiser, 
der ohne ein Wort 
mir sagt, 
dass so manch Konfrontation, 
die ich meide, 
mehr Feigheit
als Großmut ist. 

Zu mir empor

Kennst nicht die Scheu,
mir in die Augen zu sehn.
Schaust meistens zu mir empor
und fühlst dennoch dich 
nie klein.
Deine Blicke kesseln mich ein,
sind Liebesanschläge
auf mein Sein, 
bringen meine Abwehr 
hinter Gitter,
bis ich beschenkt mich fühle
von deinen Augenblicken
und ahne, 
dass lebenslänglich
Erfüllung wäre.

Vom Sommerkleid befreit

Alles still,
wie lahmgelegt, 
und doch 
von Stillstand keine Spur. 
Silbergrau gewandet 
feiern Zweige, 
Äste, Halme winterfestlich leis 
das Innehalten. 
Vom Sommerkleid befreit, 
sind sie bereit, 
des Frostes weißes Raugewand zu tragen.
Beim Walzer 
klirrend kalter Zeit 
sich wiegend, 
erspüren sie im Miteinander 
der Sonne Weg 
vom Ich zum Du.

Augen, die nicht nur sehen

Möchte Augen haben, 
die nicht nur sehen, 
nicht nur beäugen, 
inspizieren, kalkulieren. 
Wünsche mir, 
dass sie 
Aufmerksamkeit verschenken 
und den Augenblick 
füllen mit einem Leben, 
das in der Seele 
hörbar wird.