Mein Kalender für 2022 ist da

Ich weiß, hier lässt sich üüüüüüüberhaupt nichts schönreden, denn dieser Text ist schlicht und (wenig) ergreifend nix als Werbung. 😉 Und zwar eine für meinen nächsten Kalender, für den des Jahres 2022. Aber was soll ich machen?! Schließlich waren es ganz, ganz viele von euch, die mich baten, sofort Bescheid zu geben, wenn der neue Kalender da ist. Nun ist es passiert: Im Verlag Calvendo ist mein Kalender 2022 erschienen. Darin philosophieren Fenster, Bäume und andere clevere Gestalten über das gute Leben. Titel: „… sagte das Fenster“. Formate: A 5, A 4, A 3 und A 2.
Ist in jedem Buchhandel, direkt beim Verlag und bei Amazon zu bestellen.
Mehr dazu erfahrt ihr auf meiner Website andreasklaene.de
Übrigens: Das Motiv auf Seite 1 fiel mir auch diesmal im Nordseebad Dangast vors Objektiv. 😀

Wenn ich deine Grenzen akzeptieren würde

„Mag sie noch so edel aussehen, ich kann sie nicht ausstehen“, sagte der Raum.
„Wovon sprichst du?“, fragte der andere.
„Von dieser doofen Absperrung. Die ist doch so über wie ´n Virus.“
„Ich finde so ´ne Grenze gar nicht so schlecht.“
„Also hör mal, wir gehören zusammen. Nichts und niemand darf uns trennen. Dass du das anders siehst, macht mich jetzt total fertig.“
„Quatsch, bin doch deiner Meinung.“
„Und wieso biste dann so in diese blöde Grenze verliebt?“
„Nicht verliebt, finde sie nur interessant.“
„Wieso?“
„Wenn keine Grenze da ist, hab ich doch gar keine Ahnung, wo ich aufhöre und wo du beginnst.“
„Macht doch nichts.“
„Mag sein, aber ich stell mir gerade vor, wie`s wäre, wenn ich bei aller Liebe immer deine Grenzen akzeptieren würde. Dann könnte es doch glatt passieren, dass du mich demnächst noch mehr lieb hast.“ 😀

Bist genauso blau wie wir

„Also, nicht dass ich was gegen euch hätte, aber ich glaube, ich muss hier weg“, sagte die mittlere Vase.
„Wieso das denn?“, fragte die linke.
„Weil ich überhaupt nicht zu euch passe.“
„Quatsch, sieh dich doch mal an, du bist genauso blau wie wir.“
„Ja, okay, aber ansonsten total anders.“ 
„Ist mir noch gar nicht aufgefallen.“
„Mal ne Frage“, sagte die rechte Vase, „bist du tatsächlich anders als wir, oder willst du es nur sein?“
„Ich will es, weil ich glaube, dass ich es bin.“
„Auf dem Trip war ich auch mal.“ 
„Wieso war?“
„Weil’s nichts brachte: Als ich anders als ihr sein wollte, merkte ich, wie sehr ich euch glich.“
„Und nun?“
„Bin ich bei euch und zugleich ganz ich.“ ?

Das hat mir noch kein Reifen gesagt

„Was ich dir immer schon mal sagen wollte“, sagte der Reifen, „ich liebe deine Formen. Die machen mich total an.“
„Oh, das hat mir ja noch kein Reifen gesagt“, sagte der Kotflügel. „Du bist wirklich ein Engel.“ 
„Nee, bitte nicht!“, sagte der Reifen.
„Wieso? Ist doch toll, immer nur rumzufliegen.“ 
„Na, weiß nicht. Bin mir ja nicht so sicher, ob so ’n Engel auch Kotflügel hat. Wenn ja, dann muss sein Job ganz schön beschissen sein.“ ?

Klar sehen mit geschlossenen Augen

„Du, ich muss dir was sagen“, sagte das linke Huhn.
„Au ja“, hauchte das rechte, „lass alles raus! Ganz ohne Hemmungen.“
„Ich weiß aber nicht, ob du das wirklich hören willst.“
„Och bitte, nu sag schon! Du machst mich ja ganz kribbelig.“
„Also gut: Sobald ich mich hier zärtlich an dir abrackere, schließt du die Augen. Das törnt mich total ab.“
„So kann ich doch viel besser von dir träumen.“
„Auf mich wirkt das aber anders.“
„Wie denn?“
„Wie Augen zu und durch. So kriegste doch gar nicht richtig mit, was mit dir geschieht.“
„Doch. Nun rede nicht so viel, mach einfach weiter!“
„Nur wenn du die Augen aufmachst.“
„Dann sehe ich aber doch nur, was ich immer sehe.“
„Was willste denn damit sagen?“
„Dass ich mit geschlossenen Augen mehr mitkriege.“
„Wie bitte?“
„Ja, nur spürend kriege ich ne richtig tolle Ahnung davon, wie du mich mit deinen Augen siehst.“ ??

Jeden Tag dasselbe

„Ich versteh die nicht“, sagte die Sonne.
„Wen verstehste nicht?“, fragte die Wolke.
„Die da unten. Ist doch jeden Tag dasselbe: Sobald ich ’n Abgang mache, stehn sie da, sagen nichts mehr, staunen nur noch.“
„Freu dich doch“, sagte die Wolke, „das schafft nicht jeder.“
„Was, gesehen zu werden?“
„Nein, die da unten so zum Staunen zu bringen, dass es ihnen die Sprache verschlägt.“
„Ja gut, aber was haben sie davon?“
„Dich wortlos bestaunend entdecken sie eine neue, ganz stille Sprache: die ihrer Menschlichkeit.“ ??

Reif

„Blöder Baum“, sagte der Apfel.
„Wieso blöder Baum? Was haste denn gegen den?“, fragte der andere.
„Ich fühl mich total fallengelassen.“
„Versteh ich nicht.“
„Was gibt’s denn da zu verstehen?! Monatelang macht er einen auf anhänglich. So, dass man an die große Liebe glaubt. Und dann war’s das.“
„Nix da, der hat uns noch viel lieber als du glaubst.“
„Ha, ha, ha! Und warum lässt er uns dann einfach los?“
„Weil er akzeptiert, dass wir reif sind und ihn nicht mehr brauchen.“ ?

Diese Offenheit

„Steht dir richtig gut“, sagte der Baum.
„Was?“, fragte das Fenster. 
„Deine Offenheit.“
„Was findste denn daran so schön?“
„Dass ich endlich mal nicht nur dein Äußeres sehe.“
„Magste mein Äußeres denn nicht?“
„Doch, durchaus, aber was ich jetzt entdecke, ist was ganz Besonderes.“
„Was denn?“
„Die Schönheit, die in dir ist.“

Und dann macht sie die Flatter

„Ich finde, unsere Freundschaft ist echt was Besonderes“, sagte die Schwalbe.
„Aha“, sagte das Seil.
„Was heißt hier Aha?! Ist dir wohl völlig egal, dass ich auf dich fliege?“
„Nö. Frag mich nur wieso?“
„Weil ich bei dir immer landen kann.“
„Aber nur weil du es schaffst, bei mir runter zu kommen, bist du doch nicht meine Freundin.“ 
„Na hör mal, was bin ich denn für dich?“
„Schön. Und irgendwie auch elegant.“
„Wie, mehr nicht?!?!“
„Doch, ’n richtig schöner Zugvogel bist du.“
„Was willste denn damit sagen?“
„Dass du die Flatter machst, sobald es hier zu ungemütlich für dich wird.“ ?

Ebbe

„Wenn ich dich so ansehe, denke ich, dass wir ganz prima zusammenpassen“, sagte der Himmel zur Nordsee.
„Das Gefühl hab ich auch. Aber wieso eigentlich, wo doch jeder von uns sein ganz eigenes Ding macht?“ 
„Das ist ja genau der Punkt“, sagte der Himmel: „Jetzt machste einen auf Ebbe, und dann kommste als Flut dahergefegt.“ 
„Und du?“, fragte die Nordsee.
„Siehste doch. Im Moment bringe ich den Tag, etwas später die Nacht.“
„Und wem bringt das was?“
„Den Menschen.“
„Wieso?“
„Weil jeder von denen auf Suche nach der Ewigkeit ist.“
„Ach so. Und wo ist die?“
„Im stetigen Wandel. Also in dir und in mir.“