
Es gibt ja Leute, die bei jeder Frage mauern. Wenn man sich die mal genau anschaut, versteht man auch warum: Die haben Lücken. ?
Buchautor und Journalist. Jury-Mitglied der Literaten-Vereinigung "Gruppe 48".
Es gibt ja Leute, die bei jeder Frage mauern. Wenn man sich die mal genau anschaut, versteht man auch warum: Die haben Lücken. ?
Es passiert was, wenn ich sie anschaue. Nicht immer. Nur dann, wenn ich mir ein paar Sekunden gönne. Wenn das Filigrane, das Zarte, Zerbrechliche anfängt, mich zu beeindrucken. Aber was ist es, was sich dann tut? Lange Zeit hatte ich keinen Schimmer, jetzt kommt mir eine Ahnung: Ich glaube, filigrane Zartheit steckt an. Wer sie betrachtet, verliert Härte, empfindet zarter und wird es auch. Das bleibt nicht ohne Folgen. Es entsteht Glück. Und das schützt vor Unglück. ??
Was die Emotionalität von Schiffen angeht, habe ich ja ehrlich gesagt null Ahnung. Und trotzdem bin ich mir ziemlich sicher, dass die ihre Besatzungen total lieb haben. Geht doch gar nicht anders. Wenn ich mir allein diese ewige Wechselwirkung zwischen Festhalten und Loslassen vorstelle. Ist doch wie ein Potenzmittel für beide Seiten. Ich glaube, da kommt keine Liebe mehr auf die Idee, sich einfach abzuseilen. ?
Wenn ich mir die so anschaue, denke ich, ihre Haare haben den Befehl von oben nicht gehört. Vielleicht haben sie auch einfach nur stumpf weggehört. Denn irgendwann, als Gott sprach, es werde Licht, haben meine unverzüglich und auf der Stelle reagiert und pariert. Manche nennen das Gottesfürchtigkeit. Ich Hörigkeit. Aber seit meine Haare nicht mehr über den Ohren hängen, bilde ich mir ein, besser zu hören. Und zwar nicht nur Gottes Wort. ???
Auf so mancher Welle kann ich noch so leidenschaftlich herumreiten, sie bringt mich dorthin, wo nichts mehr geht. Und wenn ich mir dann halbwegs erfolgreich eingeredet habe, wohl am Ziel zu sein, höre ich das Meer. Es zeigt mir den Horizont, und ich kapiere, dass meine Welt auch dort noch lange nicht zu Ende ist.
„Guck nicht so blöd“, sagte das Rotorblatt zur Wolke. „Unsereins ist am Rotieren, und du hängst faul herum.“
„Träum weiter“, sagte die Wolke. „Hier oben ist Tag und Nacht der Wind hinter mir her, und unten schreit jeder: Verzieh dich!“
Also, eines kann ich ganz sicher sagen: Pferde reden sich nie die Schnute fusselig. Zugegeben, bei näherem Hinsehen könnte man glatt zu gegenteiliger Auffassung gelangen ?. Aber nein, sowas passiert ihnen nicht. Erstens haben sie die Größe, das nicht zu tun, und zweitens haben diese Wesen unserer menschlichen Spezies etwas voraus. Nicht nur zwei zusätzliche Beine, sondern auch genau diese Fusseln an der Nase. Die geben ihnen nämlich einen hochsensiblen Tastsinn, und den kann man nicht nur beim ersten Flirt gut gebrauchen. Der hilft auch bei jeder darauf folgenden Kommunikation. Ist also fast exakt so wie bei unsereins. Okay, Fusseln haben wir nicht, aber Hände. Und die können wir im schönsten aller Notfälle in zärtlichster Absicht ausfahren, um unmissverständlich zu sagen, wozu uns die Worte fehlen. ?
Ich mag diesen Felsen gar nicht ansehen. Dabei schießt mir nämlich gleich einer dieser neunmalklugen Sprüche durch den Schädel. Ich meine den, dass man seine eigenen Fehler mit den Augen anderer besonders gut sehen kann (hat garantiert wieder irgendein tiefsinniger Chinese gesagt). Wenn ich mir vorstelle, dass da was dran ist, verziehe ich mich doch lieber aus dem Blickfeld von so einem harten Brocken. Denn der kann einen wie mich doch nur für ’n Weichei halten. ?
Bleib auf dem Teppich, sagten sie. Sei keine Traumtänzerin. Bin ich nicht, sagte sie. Will doch nur schweben. Von Sternen beflügelt die Welt erblicken und meine Basis finden.
Als es noch konnte wie es wollte, dieses Fahrrad, fühlte es sich von ihm angezogen. Weil er so herrlich anders war, dieser Baum. So standhaft und stark. Und auch, weil man sich an ihn anlehnen konnte. Irgendwann kamen sie sich näher. Radnabe küsste Rinde. Bleib bei mir, sagte der Baum, küsste sich am Sattel fest, klammerte, bis die Speichen knackten. Nun ist es starr wie er, das Fahrrad. Nichts regt sich mehr.