Bettgeschichte

„Haste gut geschlafen?“, fragte der Stuhl das Bett.
„Blöde Frage.“
„Hey, wie bist du denn drauf?“
„Ich und schlafen!“, sagte das Bett. „Unsereins ist schließlich das beliebteste Naherholungsgebiet. Da hat man für sowas keine Zeit.“
„Gib nicht so an“, sagte der Stuhl. „Als sie noch in deinen Federn lag, machte er sich davon. Völlig fertig sah der aus. Und als ich ihn fragte, wie’s war, sagte er: Bei der hab ich `nen Stein im Bett.“ 

Die lange Bank

„Ich mag dich“, sagte das Problem zur langen Bank.
„Wieso das denn?“
„Weil auf dir so viel Platz ist.“
„Aber nicht für Typen wie dich“, sagte die Bank.
„Komm, nun sei mal nicht so. Irgendwo müssen die Leute doch mit mir hin.“
„Die können dich ja meinetwegen untern Teppich kehren.“
„Nein, bitte nicht“, flehte das Problem, „dann entdecken die doch nie, dass ich ganz anders bin.“
„Du und ganz anders?!“
„Klar, in Wirklichkeit bin ich die Lösung. Hab mich doch nur verkleidet. Als schwierige Aufgabe.“ 

Lungernde Leere

Nichts los. 
Lungernde Leere.
Gedanken klopfen an, 
kehren zurück 
wie längst gegangene Gäste,
betreten das Nichts, kreisen
auf der Tanzfläche der Erinnerungen. 
feiern und streiten, 
lieben, begehren, rechnen ab. 
Das Jetzt bringt sie aus dem Takt. 
Keiner setzt sich. 
Sie tanzen ins Nichts. 

Gestern mit dir im Schrank

„Ich fühle mich so leer“, sagte die Tasse.
„Biste ja auch“, sagte die andere.
„Du aber doch auch. Nur scheint dir das gar nichts auszumachen.“
„Stimmt, faktisch bin ich leer, aber ich fühle mich nicht so.“
„Wieso denn nicht?“
„Weil ich an gestern denke.“
„Gestern?“
„An gestern im Schrank, als wir uns so nah waren. So ineinander ruhend.“
„Das meine ich doch. Und jetzt diese Leere.“
„Dann mach es doch mal wie ich: Wenn ich in mich reinfühle, spür ich was.“
„Was denn?“
„Dass ich erfüllt bin von dir.“ ?

Masken fürs richtige Leben

„Hey, was machen wir hier eigentlich?“, sagte der Pinsel zur Hand.
„Siehste doch. Wir bereiten das Kind aufs richtige Leben vor.“
„Wie bitte? Du meinst wohl auf irgend ’ne Rolle.“
„Sag ich doch.“
„Kapier ich nicht. Schminke und Verkleidung haben doch nichts mit dem richtigen Leben zu tun.“
„Klar doch. Sag mir nicht, du hättest schon mal einen gesehen, der sich in jeder Lebenssituation treu ist und nie ’ne Rolle spielt.“
„Doch, garantiert.“
„Okay, aber dann hast du ihn ganz sicher für weltfremd oder geisteskrank gehalten.“ ??

Bin dir so verbunden

„Ich bin dir so verbunden“, sagte die linke Tür zur rechten.
„Bist du dir sicher?“
„Klar, und wie.“
„Dann kannste mich ja auch loslassen.“
„Loslassen? Du hast wohl nicht alle Tassen im Schrank.“
„Kann sein, aber dann wäre auch ich mir sicher.“ ??

Du und der Himmel

„Boah, ist das hier schön“, sagte das schwarze Schaf zum weißen, „fast wie im Himmel.“ „Du nun wieder. Aber ist ja klar, dass du sowas sagst.“
„Wieso?“
„Weil du nur ans Fressen denkst.“
„Dir schmeckt es doch auch.“
„Aber Typen wie du fressen unsereins die schönsten Weiden leer.“
„Was für Typen?“
„Typen, die anders sind. Guck dich doch mal an.“
„Hast recht, wenn ich uns so anschaue, muss ich immer an den Himmel denken.“
„Bist du bekloppt?“
„Nein, überleg doch mal. Da ist Multikulti doch total normal.“ ?

So gern hätte er Licht gemacht

Er konnte sie kaum noch erkennen, so schummrig war das Licht in ihrem Zimmer. Alles, was er so gern an ihr betrachtete, bedeckte der Abend mit dem grauen Vlies des davonziehenden Tages. So gern hätte er Licht gemacht, aber er wusste, dass sie es nicht brauchte. Ihre dunkle Brille verbarg Augen, die nie etwas gesehen hatten. Als er sich aufmachte, sagte sie, er sei schön. Sein Danke klang wie ein Fragezeichen. Es stand hilflos zwischen ihnen auf dem grauen Boden aus Stein.
„Sie haben meine Dunkelheit erleuchtet“, sagte sie. „Mit Ihren Worten. Sie schimmern hell. Wie die Gesten eines Pantomimen.“