Nur eine Beobachtung

Nur eine kleine Beobachtung.
Aber eine schöne, wie ich meine.
Es ist 7.20 Uhr. Die Morgensonne schaut noch recht verschlafen auf die Welt. Ein kleiner Junge – vielleicht im zweiten Schuljahr – ist mit Rucksack auf dem Weg zum Unterricht. Er bleibt an einem Vorgarten stehen, schaut ins Beet. Er beugt sich vor, blickt auf die Erde. Dann schaut er sich um, prüft, ob irgendjemand sieht, was keiner sehen soll. Und wieder blickt er aufs Beet. Vorsichtig setzt er einen Fuß zwischen die Pflanzen, blickt noch einmal zurück, beugt sich hinunter und pflückt eine Narzisse. Sie steht noch in Knospe. Genau wie er, dieser Kleine. Dann ein Sprung auf den Gehweg. Noch schnelle Blicke zu allen Seiten und nichts wie weg. Aber wohin? Zur Schule, das ist klar. Zu ihr, die er mit seiner Blüte beglücken will. Zur Mitschülerin oder zu seiner Lehrerin, die nicht ahnt, wie er für sie erblüht. Oder am Mittag mit der dürstenden Narzisse in der Hand zurück zur Mama. 

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