Spiegel meines Glücks

Will nicht
drauf aus sein, 
mein Bild 
im Spiegel zu taxiern. 
Will meiner gewiss sein 
wie Bäume, 
die, vom Licht gemalt, 
im See sich sehn 
und doch ihr Bild 
nie achten. 
Rank und himmeltanzend, 
krumm und sturmzerzaust 
stehen sie da, 
als ob sie auf mich warten, 
wie Wesen, die wissen, 
dass gut sie mir tun, 
so wie sie sind. 
Schau ich beschenkt 
sie an, 
brauch ich den Spiegel 
nicht mehr, 
der mir nur zeigen kann,
wie ich mich seh. 
So lass ich zufrieden 
mich sein wie ich bin 
und finde, 
wenn ich dich seh, 
in deinem Blick 
den Spiegel 
meines Glücks. 

Trügerisches Spiegelbild

„Boah, ist das stark!“, sagte das Pflänzchen, als es endlich aus dem Wasser herausgewachsen war.
„Was?“, fragte der See.
„Hier oben zu sein. Ich schaue auf dich runter und kann mich sehen.“
„Und was ist daran so toll? Du guckst doch nur in den Spiegel.“
„Was heißt hier nur? Ich hatte doch gar keine Ahnung von mir, aber jetzt kann ich mich erkennen. Ganz genau.“
„Du vertust dich“, sagte der See. „Für Selbsterkenntnis ist kein Spiegel sauber genug. Da musste schon in die Tiefe gehn.“
„Tiefe? Da komm ich doch gerade her.“
„Ja, aus meiner, aber nicht aus deiner.“

Das stellt meine Welt auf den Kopf

Ist ja vielleicht ganz nett anzuschauen, wenn sich die Landschaft im Wasser spiegelt und die Bäume auf dem Kopf stehen. Aber es gibt noch Netteres, das sogar fasziniert. Mich jedenfalls. Mir passiert so etwas, wenn ich total mies drauf bin und dann einem begegne, der mich mit seiner Fröhlichkeit und Leichtigkeit infiziert. Das ist dann eine Spiegelung, die nicht nur Bäume, sondern meine komplette Welt auf den Kopf stellt. So massiv, dass ich anschließend mit beiden Beinen umso fester auf dem Boden stehe.