Hoffnung im Kornfeld

„Meinste, dass aus mir noch mal was werden kann?“, fragte die kleine Ähre.
„Wieso werden? Ist doch schon längst passiert“, sagte die große.
„Aber du bist größer. Viel größer.“
„Dafür bist du schöner. Und das mit der Größe, das kommt schon noch.“
„Woher willste das wissen?“
„Ich glaub da einfach dran.“
„Haste da immer dran geglaubt?“, fragte die kleine Ähre, „also daran, dass du groß wirst.“
„Eigentlich schon.“
„Wie, du hast nie Schiss gehabt, dass aus dir nix wird?“
„Nö.“
„Wieso nicht?“
„Hab einfach darauf vertraut. Darauf, dass ich groß werde.“
„Aber wie kann man das? Wir war’n doch alle klein. War doch weit und breit kein Großer zu sehen, der einem Hoffnung machte.“
„Nich so wichtig.“
„Versteh ich nicht.“
„Dem Korn machte doch auch keiner Hoffung.“
„Welchem Korn?“
„Deinem. Als es in die dunkle Erde gelegt wurde. Das konnte auch nicht sehen, wie schön es heute mit dir in den Himmel wächst. Es vertraute einfach. Und lebte.“

Nur ganz leis gehofft

Hatte nicht mehr daran geglaubt,
dich noch zu sehen,
nicht an diesem Abend.
Hatte nur darauf gehofft, 
ganz leis, kaum lauter 
als schläfriger Abendwind,
der die Halme streift.
Wie aus Waldes Zauberhand
entsprungen
bist du nun aufgetaucht,
sichtbar geworden,
nur weil du mich nicht siehst. 
Ich betrachte dich 
mit starren Lidern,
will dich nicht vertreiben 
aus menschenferner Blätterwelt,
erkenne in dir das Wesen, 
das nicht an gestern
und an morgen denkt, 
das den Augenblick 
liebevoll mit Aufmerksam beschenkt,
und ich begreife,
dass im Beobachten
das Achten wohnt. ?