Sie liebkosen

Weiß nicht, 
ob ich jemals dich gehabt. 
Bin nicht einmal mir sicher,
ob ich weiß, wer du bist. 
Deine Schwester, das Glück, 
ist mir vertrauter.
Sie ist ein seltsamer Vogel, 
kommt wie der Kuckuck 
mit lautem Ruf daher,
legt ihr Ei ins fremde Nest, 
doch kann ich nicht halten,
was daraus schlüpft. 
Es fliegt davon. 

Wie oft schon
lief ich dir hinterher,
dir, meinem Glück. 
All mein Sehnen 
klebte an dir 
wie einst die Augen Suchender
am Stern von Bethlehem. 
Schluss mit der Suche 
nach dem Glück. 
Will nicht mehr laufen 
stets hinterher. 

Will da sein, wo ich bin,
leis warten 
auf des Glückes Schwester. 
Zufriedenheit soll sie heißen, 
weder laut noch flatterhaft sein. 
Man sagt, 
sie brauche nicht viel 
für ihr Glück. 
Nur ein Zuhause. 
Ich will es ihr geben, 
tief in mir. Und sie liebkosen. 
Bis Zufriedenheit 
in mir wohnen mag
und mich zum Frieden lenkt. 

Sie nimmt die Falschen mit ins Bett

„Sie hielt’s nicht bei mir aus. Hab wohl wieder alles falsch gemacht“, sagte das Bett.
„Stimmt nicht.“
„Woher willste das wissen?“
„Hab doch alles mit angesehen“, sagte das Fenster.
„Was hast du gesehen?“
„Dass sie die Falschen mit ins Bett nimmt. Mit denen kann keiner ruhig schlafen.“
„Pardon, sie war allein“, sagte das Bett.
„War sie nicht. Ihre Unzufriedenheit war bei ihr.“
„Okay, aber die wird man nicht einfach los.“
„Man kann sie fallenlassen.“
„Aha. Wie denn das?“
„Sehen, dass sie sinnlos ist. Alle Unzufriedenheit. Versuch mal, sie zu befriedigen. Die wird nur gefräßiger.“
„Was frisst sie denn?“, fragte das Bett.
„Das Heute.“