Noch bevor irgendein Hahn nach ihr kräht,
ist sich die schöne Henne sicher:
Er wird auf mich fliegen, sobald er mich sieht.
So nicht
So latscht man nicht zur Futtersuche.
So schreitet das jungfräulich weiße Huhn
zielstrebig zum Honeymoon.
Das gibt’s tatsächlich
Ich war mir ja bisher nie so sicher, aber seit letzten Sonntag, das war der 8. April, weiß ich es ganz genau: Ja, es gibt für Gänse tatsächlich ein Leben nach Weihnachten. Denn da habe ich sie gesehen und fotografiert. Letzteres nur, weil mir ja sonst keiner glaubt.
Keiner stellt sich ihnen in den Weg
Keiner
stellt sich ihnen in den Weg.
Zu verwegen stehen sie da,
unrasiert, unfrisiert,
unangepasst.
Anders als alle.
Die Welt aller
ist nicht ihre.
Ihr Zuhause ist der Wind,
ihr Feuer die Kälte, „Keiner stellt sich ihnen in den Weg“ weiterlesen
Die schlafende Wiese
Längst schon
hat sie ihr grünes Gewand abgelegt,
liegt still da, ausgestreckt,
müde von den Festen der Jahreszeiten,
wie eine, die alles erlebt und nichts mehr will.
Dann, in der Nacht, „Die schlafende Wiese“ weiterlesen
Herbstmorgenstille
Dumpf tönt das Schnauben der Pferde
in die grüne Herbstmorgenstille hinein.
Wie eine Aufforderung
an noch schlummernde Gräser,
von den Träumen der Nacht zu erzählen.
Andreas Klaene
Der Hammer
Ich bin stark, meint der Nagel,
hält jedem Hammer den Kopf hin.
Dann haut‘s ihn um.
Nun geht er krumm, bis einer kommt,
so ein Schwacher, der alles an den Nagel hängt.
Bis er abbricht, der Starke, und seufzt:
Das war der Hammer!
Andreas Klaene
Auf dem Deichkamm
Tag für Tag
steht sie dort oben
auf dem Deichkamm,
blickt auf einen gigantischen Silberteller,
die Nordsee,
sieht in Meer und Himmel „Auf dem Deichkamm“ weiterlesen
Sie steht noch immer
Lange wird sie’s nicht mehr machen.
Das tuscheln sie alle,
die Gräser, die Erlen, die Weiden
und die Butterblume
ganz aufmüpfig im kindlichen Gelb.
In ihrer Lebensgier
vom Frühjahr und Sommer geschafft,
ziehen sie alle
im Herbst sich müde zurück.
Bis zum nächsten Frühling.
Dann trauen sie
ihren winterverschlafenen Augen nicht, „Sie steht noch immer“ weiterlesen
Er weidet seine Herde
Grün weidet der Frühling seine Herde,
und sie dankt es ihm mit graziler Eleganz und Lebendigkeit.