„Hey, was ist denn mit dir passiert“, sagte der Weg zum alten Durchgang.
„Wieso?“
„Man kennt dich ja gar nicht mehr wieder.“
„Red nicht, hast mich doch erkannt.“
„Aber nur nach genauem Hinsehen.“
„Ja und?“
„Früher war das anders. Du wirktest so offen und einladend.“
„Glaubst auch nur du.“
„Nein“, sagte der Weg, „alle fanden dich toll.“
„Ach nee, hat mir aber trotzdem keiner die Türen eingerannt.“
„Und jetzt, wo du dicht gemacht hast?“
„Auch nicht so toll. Lassen mich alle eiskalt links liegen.“
„Klar, wer mauert, ist nicht erreichbar. Kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass ich dir so nahe sein kann.“
„Wieso?“
„Weil mit Nähe Kälte verschwindet. Ich merk’s schon.“ ??
Nur von innen zu öffnen
„Ich würde was drum geben, ein Mensch zu sein“, sagte die Tür zum Haus.
„Wieso?“
„Weil Menschen jeden reinlassen können. Ich kann das nur, wenn mich einer aufschließt.“ „So einfach ist das nicht. Ins Haus schaffen es viele, aber ins Herz nur wenige.“
„Wieso?“
„Weil das nur von innen geöffnet werden kann.“ ?
Verschließ mich nicht
„Ich wusste nicht, wie ich es ihm sagen sollte“, sagte die alte Tür.
„Quatsch“, sagte das Haus. „Du mit deiner ewigen Lebenserfahrung kannst mir doch nicht erzählen, dass du nicht die richtigen Worte fandest. Du kennst ihn doch wie kein anderer, weißt sogar wie er sich anfühlt. Unzählige Male hat er dich berührt. Und wenn ich dann daran denke, wie oft du seine geheimsten Gespräche mitgehört hast, wenn er nachts vor dir seinen besten Freund verabschiedet hat.“
„Hast ja recht“, sagte die Tür, „aber dann kam völlig unvermutet der Streit. Es schüttete wie aus Eimern. Die beiden quetschten sich an mich. Plötzlich stieß er mich auf. Und dann dieser schreckliche Knall, als er reinstürmte und mich hinter sich zuschlug. Ich dachte, das darf er doch nicht tun. Ich bebte, und mir blieben sämtliche Worte im Briefschlitz stecken.“
„Und wenn sie nicht steckengeblieben wären, was hättest du dann gesagt?“ „Verschließ mich nicht, lehn mich nur an.“
Das Gute an Mauern
Ich bin ja wirklich kein Fan von Mauern, aber eines muss ich diesen Dingern lassen: Wenn es sie nicht gäbe, hätte ich nie diese Tür gefunden und den Ausblick genossen. ?
Das guckt so schamlos
Neugier kommt ja nicht so gut an. Ich meine die, die einen befallen kann, wenn man vor so einem Schlüsselloch steht. Erst recht vor einem, das sich so herrlich einladend anbietet. Man könnte diese Neugier aber ja auch von der anderen Seite aus betrachten. Gesetzt den Fall, man sieht etwas wirklich Aufregendes, so ist es damit ja noch längst nicht getan. Schließlich schaut einem das Aufregende ganz schamlos tief ins Auge. Und dann erzählt es uns etwas über uns selbst. Das könnte einen auf die schönsten Ideen bringen. Könnte aber auch etwas sein, das wir gar nicht so genau wissen wollen.
Wenn sich Türen öffnen
Mit dem Kopf durch die Wand
oder einfach mal ganz verdammt freundlich lächeln.
Dann sollen sich ja angeblich durchaus auch
Türen an Stellen öffnen, an denen man
überhaupt keine vermutet hat.