„Boah, ist das stark!“, sagte das Pflänzchen, als es endlich aus dem Wasser herausgewachsen war.
„Was?“, fragte der See.
„Hier oben zu sein. Ich schaue auf dich runter und kann mich sehen.“
„Und was ist daran so toll? Du guckst doch nur in den Spiegel.“
„Was heißt hier nur? Ich hatte doch gar keine Ahnung von mir, aber jetzt kann ich mich erkennen. Ganz genau.“
„Du vertust dich“, sagte der See. „Für Selbsterkenntnis ist kein Spiegel sauber genug. Da musste schon in die Tiefe gehn.“
„Tiefe? Da komm ich doch gerade her.“
„Ja, aus meiner, aber nicht aus deiner.“
Das stellt meine Welt auf den Kopf
Ist ja vielleicht ganz nett anzuschauen, wenn sich die Landschaft im Wasser spiegelt und die Bäume auf dem Kopf stehen. Aber es gibt noch Netteres, das sogar fasziniert. Mich jedenfalls. Mir passiert so etwas, wenn ich total mies drauf bin und dann einem begegne, der mich mit seiner Fröhlichkeit und Leichtigkeit infiziert. Das ist dann eine Spiegelung, die nicht nur Bäume, sondern meine komplette Welt auf den Kopf stellt. So massiv, dass ich anschließend mit beiden Beinen umso fester auf dem Boden stehe.
Wo ich nie sein wollte
Wenn Gräser
wie Bäume sich vor mir erheben,
wenn die Pfütze weit wie ein See
vor mir auf der Landschaft liegt,
bin ich am Boden,
dort, wo ich nie sein wollte,
bin auf Augenhöhe mit der Welt,
auf die ich noch soeben trat.
Ganz unten, zwischen Gräsern,
die wie Bäume zum Himmel streben,
stelle ich Fragen, die ich nie hatte,
und wünsche mir,
dass die getretene Welt
noch mit mir spricht.
© Andreas Klaene