Viel zu klein

„Was würde ich drum geben, wenn ich sein könnte wie du“, sagte der Tropfen.
„Hey, wie bist du denn drauf?“, fragte der Baum.
„Es geht nicht ums Wie, es geht ums Wo. Guck doch mal, wo ich bin. Oder lass es lieber. Findest mich ja eh nicht, so winzig wie ich bin. So winzig und leicht, dass nicht mal ein Spinnennetz unter mir zusammenbricht.“
„Ja und?“
„Wie, ja und?! Guck dich doch mal an. So riesig und stolz wie du da stehst, kann dich doch keiner übersehen. Vor einem wie dir bleibt doch jeder staunend stehen.“
„Lieber Tropfen, du übersiehst was.“
„Nämlich?“
„Ich bin nicht nur riesig, ich bin viel mehr.“
„Aha. Dann biste vielleicht auch noch arrogant?“
„Keine Ahnung, wie man das nennt. Ich weiß nur, dass meine Größe aus ganz vielen Kleinigkeiten besteht. Und die sind alle total wichtig. Aus Ästen und Zweigen und aus Nadeln, auf denen du nun bei mir bist. Also haben wir was gemeinsam.“
„Wir?“
„Ja, so wie ich nur durch meine Äste und Nadeln sein kann, kann auch die Wolke über mir nur durch dich sein. Und diese Wolke hab ich verdammt lieb.“
„Warum?“
„Sie gibt mir Lebendigkeit. Immer, wenn sie Typen wie dich zu mir lässt.“