Tag für Tag
steht sie dort oben
auf dem Deichkamm,
blickt auf einen gigantischen Silberteller,
die Nordsee,
sieht in Meer und Himmel „Auf dem Deichkamm“ weiterlesen
Mit funkelndem Laken
Sie legt sich aufs Meer,
als wollte sie es
mit funkelndem Laken
zur Nacht bedecken,
verzaubert die Nordsee,
macht aus ihr
einen gigantischen Teller
aus Silber, zieht über ihn
ihre schimmernde Sonnenspur
der Unendlichkeit entgegen
und flüstert uns
mit der Stimme abendmüder Wellen,
Grenzen zu überfluten
und der Weite zu folgen.
Andreas Klaene
Liebesnacht in Neuharlingersiel
Eigentlich tut man das ja nicht, aber hier tut es jeder: Jeder greift diesem Krabbenfischer an den Hintern. Kein Wunder, dass seine Hose wie poliert aussieht.
Irgendwie scheint’s ihn nicht zu stören. Man könnte sogar meinen, es gefalle ihm, denn dieser Typ rührt sich nicht von der Stelle, bleibt ganz ruhig dort, wo er ist: an der Hafenmauer von Neuharlingersiel. Schon eine Ewigkeit lang stiert er mit seinem Seehundblick dorthin, wo’s gut für die Seele ist. So, als kriegte er nicht die Liebesnacht aus dem Kopf, die Till Türmer (in meinem aktuellen Roman) gleich nebenan im Hotel verbracht hat.
„Das ist doch ein bisschen wie Nordsee“
Ein paar Sätze Deichgeflüster aus meinem aktuellen Roman:
„Bei diesem Wort durchfuhr es ihn, und er schaute sie an, als hätte sie einem Fiebernden die Decke weggerissen.
,Leben und Sterben, das ist doch ein bisschen wie Nordsee‘, sagte sie.
,Wie das?‘
,Bei Flut haben wir sie total lebendig. Bei Ebbe verschwindet sie wie eine, die stirbt. Aber sie kann die Flut nicht ohne die Ebbe haben, und so lieben wir sie.‘
In weiter Ferne lagen drei Containerschiffe wie schwimmende Bleistifte auf dem Meer. Sie schienen sich kaum vom Fleck zu bewegen. Aber Till hatte auf einmal das Gefühl, …'“
Ein kleiner Auszug aus meinem Roman Till Türmer.
Vor tausend Jahren von einem Stern gefallen
„Links vom Deich lag das abendliche Meer, wie mit kristallenen Tupfern besprenkelt. Rechts, mit einigen Weiden und Feldern Abstand, das von kleinen Gassen geäderte Runddorf Rysum. Mit seinen roten Höfen und geduckten Landarbeiterhäusern hockte es in der grünen Weite der Krummhörn, als wäre es vor tausend Jahren von einem Stern gefallen.“
Ein kleiner Auszug aus meinem Roman Till Türmer und die Angst vor dem Tod. Von einem, der auszog, das Gruseln zu verlernen.
Der sie in tosenden Zeiten hält
Nichts wirft ihn um.
Kein Sturm, keine Flut,
keine Gischt.
Was andere fürchten,
nimmt er stoisch hin,
weil es Leben ist.
Sein Leben,
das ihm Form und Farbe gibt,
das ihn stark macht für die Ängstlichen,
die er in tosenden Zeiten hält.
Andreas Klaene
Wenn’s mal eng wird
Wenn’s mal eng wird,
gibt es immer noch das Meer.
Es liegt vor uns
mit all seiner Weite,
verführt uns,
alle Grenzen des Denkens
und Fühlens zu fluten.
Andreas Klaene
Der Tag geht dahin
Der Tag geht dahin.
Folgen wir ihm in die Nacht,
lassen uns vom weiten Laken
des Himmels zudecken
und uns vom Morgen
in die Weiten
des neuen Tages locken.
Andreas Klaene
Wo Himmel und Weite zu Hause sind
Von wegen nur Naturgewalten wie Wind und Wasser. In Ostfriesland sind vor allem Himmel und Weite zu Hause. Und die tun gut. Nicht nur Till Türmer, der Hauptfigur meines aktuellen Romans . Mir auch.