Zur Unendlichkeit

Weit, weit draußen, 
dort, wo des Himmels 
weiße Wolkenkissen 
all irdisches Getöse 
still in Sanftheit betten, 
muss die Unendlichkeit 
zu Hause sein. 
Würd‘ sie 
so gern erreichen, 
eins mit ihr werden, 
in ihr schwebend 
eigene Gedankendeiche 
fluten. 
Viel zu lang schon
stapft ich im Schlick 
meines Sehnens 
ihr hinterher, 
bis eigene Endlichkeit 
fast mich verschlungen.
Nun schau‘ ich 
auf den Kompass, 
den sie mir geschenkt. 
Er sagt: 
Zur Unendlichkeit 
geht’s weder vor 
noch zurück. 
Sie ist in dir.

Ebbe

„Wenn ich dich so ansehe, denke ich, dass wir ganz prima zusammenpassen“, sagte der Himmel zur Nordsee.
„Das Gefühl hab ich auch. Aber wieso eigentlich, wo doch jeder von uns sein ganz eigenes Ding macht?“ 
„Das ist ja genau der Punkt“, sagte der Himmel: „Jetzt machste einen auf Ebbe, und dann kommste als Flut dahergefegt.“ 
„Und du?“, fragte die Nordsee.
„Siehste doch. Im Moment bringe ich den Tag, etwas später die Nacht.“
„Und wem bringt das was?“
„Den Menschen.“
„Wieso?“
„Weil jeder von denen auf Suche nach der Ewigkeit ist.“
„Ach so. Und wo ist die?“
„Im stetigen Wandel. Also in dir und in mir.“

Der sie in tosenden Zeiten hält

Nichts wirft ihn um.
Kein Sturm, keine Flut,
keine Gischt.
Was andere fürchten,
nimmt er stoisch hin,
weil es Leben ist.
Sein Leben,
das ihm Form und Farbe gibt,
das ihn stark macht für die Ängstlichen,
die er in tosenden Zeiten hält.

Andreas Klaene

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