Hingucker im Halmenwald

„Hey, du bist ja ’n richtiger Hingucker“, sagte das Gras zur Blüte.
„Findste? Und ich hatte schon Angst, unangenehm bei euch aufzufallen.“
„Wieso das denn?“
„Weil ihr euch alle so herrlich ähnlich seid.“
„Herrlich ähnlich? Wohl eher genormt. Ist doch langweilig.“
„Gegen Langeweile kann man ja was tun“, sagte die Blüte.
„Was denn?“
„Sich lieben. So richtig.“
„Und dann?“
„Dann ist man verrückt. Ich meine, abgerückt. Von jeder Norm.“ ?

Weil auch welke Wesen dürsten

„Ich hab auch schon mal was Frischeres als dich gesehen“, sagte die Vase zur Blüte.
„Und warum schaust du mich dann dauernd an?“
„Frag ich mich auch“, sagte die Vase.
„Wie, du weißt es nicht?“
„Doch, eigentlich schon, aber irgendwie auch nicht.“
„Vielleicht findest du mich ja einfach schön. Trotz meines Alters“, sagte die Blüte.
„Geht doch gar nicht. Andererseits, irgendwie fühlt sich das so an.“
„Wieso meinst du, dass das nicht geht?“
„Hast wohl vergessen wie alt du bist. Wo soll denn da noch Schönheit herkommen?“
„Ich glaube aus meinen Träumen, aus meiner Hoffnung.“
„Und wovon träumst du?“
„Von jemandem, der mich gern sieht.“
„Wieso?“
„Weil auch welke Wesen dürsten.“

Das steckt an

Es passiert was, wenn ich sie anschaue. Nicht immer. Nur dann, wenn ich mir ein paar Sekunden gönne. Wenn das Filigrane, das Zarte, Zerbrechliche anfängt, mich zu beeindrucken. Aber was ist es, was sich dann tut? Lange Zeit hatte ich keinen Schimmer, jetzt kommt mir eine Ahnung: Ich glaube, filigrane Zartheit steckt an. Wer sie betrachtet, verliert Härte, empfindet zarter und wird es auch. Das bleibt nicht ohne Folgen. Es entsteht Glück. Und das schützt vor Unglück. ??

Bis zum Schluss und danach

Wenn einer das gewisse Etwas hat,
ist er nicht totzukriegen.
Dieses gewisse Etwas bleibt. Bis zum Schluss.
Und danach in unserer blühenden Erinnerung.

Andreas Klaene

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