Auge des Waldes

Er nimmt Verletzungen hin,
vergisst sie aber nicht.
Aus seinen Wunden wachsen Augen.
Sie sehen uns an,
erzählen von Stürmen,
von flüsternden Nächten,
vom kathedralen Klang
des Frühlingsmorgens
und von allem,
was wir von ihm erfahren wollen.
Vom Baum.

Andreas Klaene

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Himmelsblick

Der Himmel
schaut auch
in heruntergekommene Fenster
hinein.

Andreas Klaene

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Als wollte er es behüten

Der alte Baum
legt seine Arme übers Wasser.
So, als wollte er es behüten.
Mit seiner ganzen Kraft
und alten Macht.
Er ist an ihm zu Hause,
an diesem See,
der ihm gibt, was er braucht,
um dem Licht entgegenzustreben
und uns mit seinem Bild zu zeigen,
wie frohmachend es ist,
dass es so knorrige Typen wie ihn gibt.

Andreas Klaene

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Altersschönheit

Es gibt sie,
diese Schönheit des Alters.
Bei Menschen
wie bei Bäumen.
Wer sie entdeckt,
fühlt sich verführt,
sie zu betrachten,
in ihren Formen,
ihren Linien,
ihrem Ausdruck zu lesen,
was Jugend
nicht beschreiben kann.

Andreas Klaene

Die mit den Sinnen spielt

Im Frühling
zieht sie es an,
ihr grünstes Kleid,
steht da,
inmitten nackter Gesellschaft,
putzt sich von Tag zu Tag
reizvoller heraus,
zeigt unseren Augen,
wie lebendig Leben ist,
verführt Finger,
ihr Kleid zu berühren,
ihre grünsamtene Hülle
zu erspüren.
Die Buche.

Andreas Klaene