Will nicht
drauf aus sein,
mein Bild
im Spiegel zu taxiern.
Will meiner gewiss sein
wie Bäume,
die, vom Licht gemalt,
im See sich sehn
und doch ihr Bild
nie achten.
Rank und himmeltanzend,
krumm und sturmzerzaust
stehen sie da,
als ob sie auf mich warten,
wie Wesen, die wissen,
dass gut sie mir tun,
so wie sie sind.
Schau ich beschenkt
sie an,
brauch ich den Spiegel
nicht mehr,
der mir nur zeigen kann,
wie ich mich seh.
So lass ich zufrieden
mich sein wie ich bin
und finde,
wenn ich dich seh,
in deinem Blick
den Spiegel
meines Glücks.
Nicht dafür geschaffen
Für den Sprung
ins kalte Wasser
nie geschaffen
und doch mittendrin.
Schleichend, ganz sanft,
kam einst der Fluss daher,
streichelte
dürstende Erlen, Birken, Eichen
mit feuchtem Kuss,
bis trunken sie im Sumpf
zu schwimmen lernten,
bis aufrechte Säulenwesen
demütig sich neigten,
ihre Wurzeln im Meer
nie gesehner Möglichkeiten
zusammen ankernd
die Hände reichten.
Niemand kommt zu dir
„An deiner Stelle würde ich mir ja total nutzlos vorkommen“, sagte das Feld zur alten Scheune.
„Wieso?“
„Weil dich keiner mehr braucht. Stehst leer in der Landschaft, und niemand kommt zu dir. Schon seit Jahren nicht. Da kann man doch nur vor Einsamkeit sterben.“
„Kann man auch anders sehen“, sagte die Scheune.
„Aha. Und wie?“
„Siehst du denn nicht die alten Bäume? Wie treue Wächter stehen sie bei mir und geben mir Schutz. Und du“, sagte die Scheune zum Feld, „du gibst mir Weite. Ach, und noch viel mehr: Solange es dich in meinem Leben gibt, habe ich eine wunderschöne Aufgabe.“
„Was haste denn mit mir zu tun?“
„Wenn der Westwind kommt, stehe ich ihm im Weg und kann dich vor ihm schützen.“
Bis ich dich erkenne
Ich mag dich,
du zartes Nebelgewand.
Wenn du die Welt
mit dir umhüllst,
ertasten meine Augen Formen
wie einer, der Nacktheit sucht.
Bald hör ich dich flüstern,
hör wie du tuschelst
mit meiner Fantasie,
ihr ungewisse
Versprechungen machst.
Und im Ungewissen
entdecke ich Leben.
Nur Leben.
Bis ich es rückwärts lese,
dieses Leben, und dich
in ihm erkenne, dich,
meinen Freund, den Nebel.
Das stellt meine Welt auf den Kopf
Ist ja vielleicht ganz nett anzuschauen, wenn sich die Landschaft im Wasser spiegelt und die Bäume auf dem Kopf stehen. Aber es gibt noch Netteres, das sogar fasziniert. Mich jedenfalls. Mir passiert so etwas, wenn ich total mies drauf bin und dann einem begegne, der mich mit seiner Fröhlichkeit und Leichtigkeit infiziert. Das ist dann eine Spiegelung, die nicht nur Bäume, sondern meine komplette Welt auf den Kopf stellt. So massiv, dass ich anschließend mit beiden Beinen umso fester auf dem Boden stehe.
Was zum Anlehnen und Aufschauen
Man braucht ja was zum Aufschauen.
Und hin und wieder zum Anlehnen.
Man kann sich auch dran reiben.
Und man kann von so ’nem Riesen träumen.
Und davon, dass man selbst noch viel größer
als er und der Riese nur ein Zahnstocher ist.
Aber dann hat man keinen mehr zum Anlehnen.
© Andreas Klaene
Herbstnackt
Wie einsam Wartende
stehen sie da
mit herbstnackten Zweigen,
schenken der Weite
fröstelnde Gesellschaft,
sehen dem Tag hinterher, „Herbstnackt“ weiterlesen
Kein Halten
Nichts als Laub, sagt der Wind
und fegt plündernd durch die Zweige,
blättert eilig weiter
im bunten Kapitel herbstlicher Seiten.
Gern würde ich ihn bremsen,
aber auf mich hört er nicht.
Andreas Klaene