Meistens
kommt es so unscheinbar daher,
dass man es glatt übersieht.
Als bescheiden schimmernder Winzling
sitzt es zwischen so manchen Seilen,
an denen wir täglich kraftvoll ziehen:
das Glück.
Andreas Klaene
Buchautor und Journalist. Jury-Mitglied der Literaten-Vereinigung "Gruppe 48".
Meistens
kommt es so unscheinbar daher,
dass man es glatt übersieht.
Als bescheiden schimmernder Winzling
sitzt es zwischen so manchen Seilen,
an denen wir täglich kraftvoll ziehen:
das Glück.
Andreas Klaene
Sie stehen da,
eng beieinander,
wie eine zarte Macht,
so weit und ausladend,
als strebten sie an,
den kompletten Erdball,
mit ihrem blühenden Charme
zu vereinnahmen.
Unzählige Blüten, „Wie eine zarte Macht“ weiterlesen
Tag für Tag
steht sie dort oben
auf dem Deichkamm,
blickt auf einen gigantischen Silberteller,
die Nordsee,
sieht in Meer und Himmel „Auf dem Deichkamm“ weiterlesen
Man braucht sie nur kurz anzusehen,
nur einen halben Augenblick,
ihre zerbrechliche Zartheit.
Und schon packt sie uns,
flüstert uns lautlos
mit zerbrechlichem Charme,
dass es mehr gibt „Sie sagt’s uns“ weiterlesen
Lange wird sie’s nicht mehr machen.
Das tuscheln sie alle,
die Gräser, die Erlen, die Weiden
und die Butterblume
ganz aufmüpfig im kindlichen Gelb.
In ihrer Lebensgier
vom Frühjahr und Sommer geschafft,
ziehen sie alle
im Herbst sich müde zurück.
Bis zum nächsten Frühling.
Dann trauen sie
ihren winterverschlafenen Augen nicht, „Sie steht noch immer“ weiterlesen
Sie legt sich aufs Meer,
als wollte sie es
mit funkelndem Laken
zur Nacht bedecken,
verzaubert die Nordsee,
macht aus ihr
einen gigantischen Teller
aus Silber, zieht über ihn
ihre schimmernde Sonnenspur
der Unendlichkeit entgegen
und flüstert uns
mit der Stimme abendmüder Wellen,
Grenzen zu überfluten
und der Weite zu folgen.
Andreas Klaene
Wenn ich mal
im Kerker meiner Grüblerei
plötzlich und endlich
zur Einsicht komme,
ist das
wie ’ne richtig schöne Aussicht.
Andreas Klaene
Der alte Baum
legt seine Arme übers Wasser.
So, als wollte er es behüten.
Mit seiner ganzen Kraft
und alten Macht.
Er ist an ihm zu Hause,
an diesem See,
der ihm gibt, was er braucht,
um dem Licht entgegenzustreben
und uns mit seinem Bild zu zeigen,
wie frohmachend es ist,
dass es so knorrige Typen wie ihn gibt.
Andreas Klaene
Der Frühling
hebt sie alle auf die Bühne,
die Knospen, Halme,
Rispen und Blätter,
öffnet für uns den Vorhang,
rückt die ganze Natur
ins schönste Scheinwerferlicht.
Und schon stehen wir da,
halten staunend inne
und können kaum noch anders,
als es zu machen wie sie, die Natur:
aufbrechen und uns
voller Lebendigkeit entfalten.
Andreas Klaene
Es gibt sie,
diese Schönheit des Alters.
Bei Menschen
wie bei Bäumen.
Wer sie entdeckt,
fühlt sich verführt,
sie zu betrachten,
in ihren Formen,
ihren Linien,
ihrem Ausdruck zu lesen,
was Jugend
nicht beschreiben kann.
Andreas Klaene