Mit funkelndem Laken

Sie legt sich aufs Meer,
als wollte sie es
mit funkelndem Laken
zur Nacht bedecken,
verzaubert die Nordsee,
macht aus ihr
einen gigantischen Teller
aus Silber, zieht über ihn
ihre schimmernde Sonnenspur
der Unendlichkeit entgegen
und flüstert uns
mit der Stimme abendmüder Wellen,
Grenzen zu überfluten
und der Weite zu folgen.

Andreas Klaene

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Wenn ich mal

Wenn ich mal
im Kerker meiner Grüblerei
plötzlich und endlich
zur Einsicht komme,
ist das
wie ’ne richtig schöne Aussicht.

Andreas Klaene

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Als wollte er es behüten

Der alte Baum
legt seine Arme übers Wasser.
So, als wollte er es behüten.
Mit seiner ganzen Kraft
und alten Macht.
Er ist an ihm zu Hause,
an diesem See,
der ihm gibt, was er braucht,
um dem Licht entgegenzustreben
und uns mit seinem Bild zu zeigen,
wie frohmachend es ist,
dass es so knorrige Typen wie ihn gibt.

Andreas Klaene

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Und können kaum noch anders

Der Frühling
hebt sie alle auf die Bühne,
die Knospen, Halme,
Rispen und Blätter,
öffnet für uns den Vorhang,
rückt die ganze Natur
ins schönste Scheinwerferlicht.
Und schon stehen wir da,
halten staunend inne
und können kaum noch anders,
als es zu machen wie sie, die Natur:
aufbrechen und uns
voller Lebendigkeit entfalten.

Andreas Klaene

Altersschönheit

Es gibt sie,
diese Schönheit des Alters.
Bei Menschen
wie bei Bäumen.
Wer sie entdeckt,
fühlt sich verführt,
sie zu betrachten,
in ihren Formen,
ihren Linien,
ihrem Ausdruck zu lesen,
was Jugend
nicht beschreiben kann.

Andreas Klaene

Der sie in tosenden Zeiten hält

Nichts wirft ihn um.
Kein Sturm, keine Flut,
keine Gischt.
Was andere fürchten,
nimmt er stoisch hin,
weil es Leben ist.
Sein Leben,
das ihm Form und Farbe gibt,
das ihn stark macht für die Ängstlichen,
die er in tosenden Zeiten hält.

Andreas Klaene

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Die mit den Sinnen spielt

Im Frühling
zieht sie es an,
ihr grünstes Kleid,
steht da,
inmitten nackter Gesellschaft,
putzt sich von Tag zu Tag
reizvoller heraus,
zeigt unseren Augen,
wie lebendig Leben ist,
verführt Finger,
ihr Kleid zu berühren,
ihre grünsamtene Hülle
zu erspüren.
Die Buche.

Andreas Klaene

Der Tag geht dahin

Der Tag geht dahin.
Folgen wir ihm in die Nacht,
lassen uns vom weiten Laken
des Himmels zudecken
und uns vom Morgen
in die Weiten
des neuen Tages locken.

Andreas Klaene

Landeanflug

Der Tag neigt sich dem Ende zu. Die Wasservögel zieht es zum nächtlichen Quartier auf den Feuchtwiesen. Dorthin, wo sie sich zum Tagesanbruch wieder erheben, dem Himmel entgegenstreben und ihre Runden über die Nordsee und Spiekeroog ziehen.