Ich bin stark, meint der Nagel,
hält jedem Hammer den Kopf hin.
Dann haut‘s ihn um.
Nun geht er krumm, bis einer kommt,
so ein Schwacher, der alles an den Nagel hängt.
Bis er abbricht, der Starke, und seufzt:
Das war der Hammer!
Andreas Klaene
Buchautor und Journalist. Jury-Mitglied der Literaten-Vereinigung "Gruppe 48".
Ich bin stark, meint der Nagel,
hält jedem Hammer den Kopf hin.
Dann haut‘s ihn um.
Nun geht er krumm, bis einer kommt,
so ein Schwacher, der alles an den Nagel hängt.
Bis er abbricht, der Starke, und seufzt:
Das war der Hammer!
Andreas Klaene
Das Feld schläft,
ruht lautlos
unter seiner weißen Decke.
Der Himmel
hält mit goldenem Auge Wacht,
und die Wildgänse
rufen leis ihr Fernweh
in unsere Träume hinein.
Andreas Klaene
Früher war sie nicht zu übersehn,
jeder fand sie schön, viele zog sie an.
Sie stand einfach da,
selbstbewusst, lebendig, stolz.
Sie steht noch immer da.
Die Zeit hat sie klein gemacht,
an Haut und Gestalt gefressen. „Jeder fand sie schön“ weiterlesen
Er nimmt Verletzungen hin,
vergisst sie aber nicht.
Aus seinen Wunden wachsen Augen.
Sie sehen uns an,
erzählen von Stürmen,
von flüsternden Nächten,
vom kathedralen Klang
des Frühlingsmorgens
und von allem,
was wir von ihm erfahren wollen.
Vom Baum.
Andreas Klaene
Keiner mehr da.
Alle sind ihr entwichen,
in kühle Räume entschwunden.
Nun hat sie ihn für sich,
die Mittagssonne,
breitet sich flirrend über ihm aus.
Und wenn sie geht,
ist’s für den Dorfplatz,
als bliebe etwas von ihr bei ihm.
Als machte sie sich noch immer
mit ihrem glühenden Leib
auf ihm zu schaffen.
Andreas Klaene
Wie tausend Augen
sehen Sie zu uns herunter.
Sie gaffen nicht,
betrachten und begleiten uns
mit sanftem Blick,
die Fenster des Südens,
zu denen aufschauend
wir den Charme
des Himmels entdecken.
Andreas Klaene
Sie steht schon ewig dort,
hat nie geschlemmt,
hat sich mit dem begnügt,
was felsiger Boden ihr ließ.
Entsagung hat sie zu dem gemacht,
was sie ist:
eine knochige Pinienschönheit,
die mit ihrem Alter
ehrfurchtsvolle Blicke erntet.
Andreas Klaene
Es war noch früh, als wir unterwegs waren.
So früh, dass die Nacht noch zu riechen war.
Ihr Duft lag in feuchten Perlen auf Halmen, Schaumkraut
und Schlüsselblumen.
Der Himmel zog mit weiten Wolken sein weiches Bett
übers noch schlafende Land.
Mittendrin in dieser stillen Pracht mein Hund und ich
und hier und da Lerchen in der Luft, die mit ihrem Gesang „Als die Nacht noch zu riechen war“ weiterlesen
Der Westwind bittet nicht.
Er nimmt sie einfach,
die Halme des Strandhafers,
tanzt mit ihnen.
Er scheint’s zu genießen,
wie sie sich beugen,
erheben, senken und beben
im Takt, den er ihnen gibt.
Andreas Klaene
In weißer Eleganz
lässt sie sich tragen von luftiger Macht,
tanzt schwebend
zwischen Himmel und Meer,
verführt uns mit Grazie,
ihr zuzusehen.
So steckt sie uns an
mit der Leichtigkeit ihres Seins.
Die Möwe.
Andreas Klaene