Weit, weit draußen, dort, wo des Himmels weiße Wolkenkissen all irdisches Getöse still in Sanftheit betten, muss die Unendlichkeit zu Hause sein. Würd‘ sie so gern erreichen, eins mit ihr werden, in ihr schwebend eigene Gedankendeiche fluten. Viel zu lang schon stapft ich im Schlick meines Sehnens ihr hinterher, bis eigene Endlichkeit fast mich verschlungen. Nun schau‘ ich auf den Kompass, den sie mir geschenkt. Er sagt: Zur Unendlichkeit geht’s weder vor noch zurück. Sie ist in dir.
Oh Nacht, du musst sie lieben, all die Halme und Sprosse, die ihr Ich kaum erfahren, im Wir ein Leben lang Weide sind. Hast für sie in lichtfernen Stunden deine Schätze aus nachtkühlen Schatullen geholt, jeden Halm, jeden Spross mit deinem Tau geziert. Einen prachtvoller als den anderen. Und wenn der Tag zur Wachablösung dir gute Nacht gesagt, ist’s, als hättest du dein diamantenes Kleid abgestreift, damit des Morgens Sonne ihre eigne Pracht in der Weide glitzerndem Gewand erkenne.
Es waren die Redaktionen von „Münsterländische Tageszeitung“, „Oldenburgische Volkszeitung“ und „OM-Medien“, die mich baten, alle paar Wochen für sie eine Kolumne zu schreiben. Hier meine erste. War mir ein Vergnügen.
Irgendwie verstehe ich sie ja, die, die sagen: „Wählen? Ich nicht.“ Zumindest dann, wenn sie glauben, nicht die erforderliche Kompetenz zu haben. Will ich meine Kreuze komplett durchreflektiert machen, stelle ich schnell fest, kaum die Zeit zu haben, mich in alle relevanten Themen hinreichend einzuarbeiten. Aber wichtige Entscheidungen fallen selten leicht. Das prophezeit schon das Wort „entscheiden“. Es leitet sich vom Verb „scheiden“ ab, und scheiden tut nun mal weh. Egal, welche Entscheidung uns bevorsteht. Während ich eine Option wähle, muss ich eine andere loslassen. Also keine Entscheidung treffen? Das klappt nicht. Wir können uns nicht nicht entscheiden. Während wir einer Wahl aus dem Weg gehen, entscheiden wir uns für den der Mehrheit. „Dieses Bauchgefühl“ weiterlesen
Am 12. September ist es wieder soweit: Als Jury-Mitglied der „Gruppe 48“ bin ich mit von der Partie, wenn wir auf Schloss Eulenbroich bei Köln den diesjährigen Literaturpreis vergeben können.
Die acht Finalautoren der Wettbewerbsveranstaltung lesen am 12.09.2021 ihre Texte. Die Jury unseres Wettbewerbs ohne Altersbegrenzung hat in ihrem anonymisierten Verfahren die Texte folgender Autoren ausgewählt:
Lyrik: Prof. Dr. Thomas Schlager-Weidinger, Kallham, Österreich Maja Loewe, Lübeck Eline Menke, Rheda Wiedenbrück Sabine Petko, Petershagen
Prosa: Michael Hackethal, Xanten Tom Liehr, Berlin Juliane Pickel, Hamburg Uwe Schneider, Stuttgart
Es werden am 12.09.21 die Texte unter Einbezug des Publikums diskutiert und alle Teilnehmer der Veranstaltung wählen zum Schluss in geheimer Wahl die beiden Preissieger (Lyrik und Prosa). Beginn 10.30 Uhr, Ende ca. 17.00 Uhr. Dazwischen eine Stunde Mittagspause, in der wir einen Imbiss und Getränke spendieren. Die Veranstaltung wird musikalisch gerahmt von Anne Cordes-Pistorius, Querflöte, und als Video aufgezeichnet (später bei Youtube anzuschauen). Die Veranstaltung moderiert Dr. Heiger Ostertag, Mitglied der Jury. Auf der Veranstaltung präsentieren wir unsere Anthologie zum Wettbewerb „Wunderwerk Text. 3. Ausgabe der Reihe, in der die ausgewählten Texte von 45 Autoren (einschl. der Texte der Finalautoren) die sich am Wettbewerb beteiligt hatten, veröffentlicht sind.
Das Preisgeld ist wie folgt aufgeteilt: Preis der Gruppe 48 für Lyrik, dotiert mit 3.000 € Preis der Gruppe 48 für Prosa, dotiert mit 3.000 € sowie sechs Nominierungspreise zu je 1.000 €
Der Wettbewerb wird mit Unterstützung folgender Sponsoren durchgeführt: Dr. Uta Oberkampf, Rösrath, Dr. Jürgen Rembold Stiftung zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements, Rösrath, VR Bank eG Bergisch Gladbach-Leverkusen.
Ich weiß, hier lässt sich üüüüüüüberhaupt nichts schönreden, denn dieser Text ist schlicht und (wenig) ergreifend nix als Werbung. 😉 Und zwar eine für meinen nächsten Kalender, für den des Jahres 2022. Aber was soll ich machen?! Schließlich waren es ganz, ganz viele von euch, die mich baten, sofort Bescheid zu geben, wenn der neue Kalender da ist. Nun ist es passiert: Im Verlag Calvendo ist mein Kalender 2022 erschienen. Darin philosophieren Fenster, Bäume und andere clevere Gestalten über das gute Leben. Titel: „… sagte das Fenster“. Formate: A 5, A 4, A 3 und A 2. Ist in jedem Buchhandel, direkt beim Verlag und bei Amazon zu bestellen. Mehr dazu erfahrt ihr auf meiner Website andreasklaene.de Übrigens: Das Motiv auf Seite 1 fiel mir auch diesmal im Nordseebad Dangast vors Objektiv. 😀
Es stimmt einfach nicht, dass heutzutage kaum noch einer zuhören kann. Am Wochenende habe ich das diametrale Gegenteil erlebt. 😀 Und zwar bei zwei Veranstaltungen des Kulturkreises Visbek. Der hatte mich eingeladen, dort im Saal des Rathauses am Freitag- und am Sonntagabend Lesungen aus meinem Roman „Till Türmer und die Angst vor dem Tod“ zu halten. Anschließend hatte ich noch die schöne Gelegenheit, einen ganz anderen Akzent zu setzen, indem ich zwei meiner lyrischen Texte vortrug — begleitet von Dr. Jutta Heyen am Klavier, von der Sopranistin Jutta Heyer und der Bassstimme von Dr. Klaus König. Wenn beide Veranstaltungen supergut besucht waren, lag das gewiss nicht nur an mir, sondern auch daran, dass die Menschen nach ewig langer Corona-Zwangspause Heißhunger auf Kultur hatten. Die letzte tolle Lesung mit Fritz Pleitgen und dem russischen Romancier Michail Schischkin ist halt schon eine gefühlte Ewigkeit her.
„Mag sie noch so edel aussehen, ich kann sie nicht ausstehen“, sagte der Raum. „Wovon sprichst du?“, fragte der andere. „Von dieser doofen Absperrung. Die ist doch so über wie ´n Virus.“ „Ich finde so ´ne Grenze gar nicht so schlecht.“ „Also hör mal, wir gehören zusammen. Nichts und niemand darf uns trennen. Dass du das anders siehst, macht mich jetzt total fertig.“ „Quatsch, bin doch deiner Meinung.“ „Und wieso biste dann so in diese blöde Grenze verliebt?“ „Nicht verliebt, finde sie nur interessant.“ „Wieso?“ „Wenn keine Grenze da ist, hab ich doch gar keine Ahnung, wo ich aufhöre und wo du beginnst.“ „Macht doch nichts.“ „Mag sein, aber ich stell mir gerade vor, wie`s wäre, wenn ich bei aller Liebe immer deine Grenzen akzeptieren würde. Dann könnte es doch glatt passieren, dass du mich demnächst noch mehr lieb hast.“ 😀
Hatte nicht mehr daran geglaubt, dich noch zu sehen, nicht an diesem Abend. Hatte nur darauf gehofft, ganz leis, kaum lauter als schläfriger Abendwind, der die Halme streift. Wie aus Waldes Zauberhand entsprungen bist du nun aufgetaucht, sichtbar geworden, nur weil du mich nicht siehst. Ich betrachte dich mit starren Lidern, will dich nicht vertreiben aus menschenferner Blätterwelt, erkenne in dir das Wesen, das nicht an gestern und an morgen denkt, das den Augenblick liebevoll mit Aufmerksamkeit beschenkt, und ich begreife, dass im Beobachten das Achten wohnt.
Weiß nicht, ob ich jemals dich gehabt. Bin nicht einmal mir sicher, ob ich weiß, wer du bist. Deine Schwester, das Glück, ist mir vertrauter. Sie ist ein seltsamer Vogel, kommt wie der Kuckuck mit lautem Ruf daher, legt ihr Ei ins fremde Nest, doch kann ich nicht halten, was daraus schlüpft. Es fliegt davon.
Wie oft schon lief ich dir hinterher, dir, meinem Glück. All mein Sehnen klebte an dir wie einst die Augen Suchender am Stern von Bethlehem. Schluss mit der Suche nach dem Glück. Will nicht mehr laufen stets hinterher.
Will da sein, wo ich bin, leis warten auf des Glückes Schwester. Zufriedenheit soll sie heißen, weder laut noch flatterhaft sein. Man sagt, sie brauche nicht viel für ihr Glück. Nur ein Zuhause. Ich will es ihr geben, tief in mir. Und sie liebkosen. Bis Zufriedenheit in mir wohnen mag und mich zum Frieden lenkt.